Belohnungssysteme (Lernvertrag)
Zur Entwicklung oder Aufrechterhaltung von Lernmotivation, kann es hilfreich sein gewisse Anreize für die Kinder zu schaffen. Anbei finden Sie einen Leitfaden zur Entwicklung und Durchführung eines Belohnungssystems, bei dem die Kinder Punkte sammeln und sich Belohnungen erarbeiten können.
Entwicklung eines Punkte-Plans:
1. Beschreiben Sie das Problemverhalten möglichst genau
Welches Problemverhalten möchten Sie ändern?
In welchen Situationen tritt es auf?
z.B. "Fängt nicht freiwillig an", "Bleibt nicht konzentriert bei der Sache", usw.
2. Beschreiben Sie, wie das unproblematische Verhalten aussehen müsste
Versuchen Sie, dies möglichst genau und kleinschrittig zu definieren
z.B. "Fängt ohne Aufforderung nach dem Mittagessen mit den Hausaufgaben an", "Arbeitet für 10 Minuten selbstständig und konzentriert"
3. Wählen Sie die Art der Punkte, die Ihr Kind bekommt, wenn es sich angemessen verhält
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was es als unmittelbare Belohnung bekommt, wenn es sich in der Situation unproblematisch verhält
z.B. Klebepunkte oder Klebebildchen, die Ihr Kind selbst auf ein schön gestaltetes „Punkte-Konto-Blatt“ kleben kann (z.B. eine Punkteraupe, die befüllt werden kann).
4. Bestimmen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Verhaltensweisen, für die es Punkte gibt
Es hat sich als wirkungsvoll herausgestellt, wenn das Kind zunächst schon dann Punkte erhält, wenn Teile seines Verhaltens unproblematisch sind.
Verfassen Sie gemeinsame „Spielregeln“: Halten Sie das gewünschte Verhalten (möglichst genau und kleinschrittig) und die Punktezahl, die sich Ihr Kind damit verdienen kann, fest.
5. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind eine Wunschliste mit Sonderbelohnungen an
Vereinbaren Sie für eine bestimmte Anzahl von Punkten eine Belohnung
Schreiben Sie dabei zunächst alle möglichen Ideen auf. Die ganz großen Wünsche (z.B. Fahrrad, Computer) sollten dabei aber nicht auftauchen.
Wichtig sind kleinere Belohnungen, die häufiger gegeben werden können!
Denken Sie dabei nicht nur an materielle Dinge, sondern schlagen Sie Ihrem Kind auch Vergünstigungen und gemeinsame Aktivitäten als Belohnungen vor, z.B.:
Gemeinsamer Spieleabend
Schwimmen, ins Kino, Eis essen gehen
länger aufbleiben dürfen
Belohnungen, die Ihrem Kind schrittweise gegeben werden können, z.B. Lego-Bausteine, Puzzle-Teile, oder Ähnliches.
Schreiben Sie mindestens fünf Sonderbelohnungen mit unterschiedlichem Belohnungswert (d.h. sowohl kleinere als auch größere) auf.
6. Bestimmen Sie die Anzahl der Punkte, die für Sonderbelohnungen notwendig sind
Wählen Sie nun Sonderbelohnungen aus, mit denen Sie und Ihr Kind einverstanden sind.
Wählen Sie sowohl kleinere als auch größere Sonderbelohnungen aus.
Besprechen Sie mit Ihrem Kind, wie viele Punkte es für die einzelnen Belohnungen eintauschen muss. Je höher der Wert der Belohnung, umso höher sollte natürlich die dafür notwendige Punktezahl sein. Die kleinste Belohnung sollte Ihr Kind bekommen, wenn es an einem Tag mehr als die Hälfte der möglichen Punkte erreicht hat.
Notieren Sie die für jede Belohnung notwendige Punktezahl in den „Spielregeln“.
Durchführung des Punkte-Plans:
1. Befestigen Sie den Punkte-Plan an einer gut sichtbaren Stelle in der Wohnung
Bringen Sie die „Spielregeln“ und das „Punkte-Konto“ z.B. am Kühlschrank oder an der Kinderzimmertür an.
2. Erinnern Sie Ihr Kind an den Punkte-Plan
Tun Sie dies in der üblicherweise problematischen Situation und machen Sie ihm Mut.
Erinnern Sie Ihr Kind nochmal kurz daran, bei welchem Verhalten es einen Punkt erhält.
3. Geben Sie die Punkte sofort, nachdem es sich unproblematisch verhalten hat
Loben Sie Ihr Kind dafür, dass es sich so angestrengt hat und zeigen Sie ihm, dass Sie sich mit ihm freuen.
Wenn Ihr Kind keinen Punkt bekommen hat, erklären Sie ihm kurz in neutralem Ton den Grund dafür, ohne dabei eine Diskussion zu eröffnen. Ermutigen Sie es, sich beim nächsten Mal noch mehr anzustrengen.
4. Besprechen Sie abends mit Ihrem Kind, wie gut es den Punkte-Plan heute erfüllen konnte
Loben Sie Ihr Kind nochmal für seine Erfolge und machen Sie ihm Mut für den nächsten Tag, wenn es nicht so gut gelaufen ist.
5. Keine Punkte entziehen
Wenn sich Ihr Kind im Verlauf des Tages in anderen Situationen problematisch verhält, dürfen Sie ihm keine Punkte entziehen. Einmal „verdiente“ Punkte dürfen nicht mehr weggenommen werden.
6. Keine zu hohen Erwartungen
Sie dürfen nicht erwarten, dass Ihr Kind von Anfang an alle Punkte bekommen wird. Erfahrungsgemäß erreichen die meisten Kinder in der ersten Woche etwa die Hälfte aller möglichen Punkte, das ist schon ein großer Fortschritt.
Wenn Ihr Kind in den ersten drei Tagen keinen einzigen Punkt erhält, sollten Sie den Punkte-Plan noch einmal verändern.
Sind die Belohnungen nicht attraktiv genug?
Sind die für einen Punkt nötigen Verhaltensänderungen zu schwer oder zu weit gefasst?
7. Tauschen Sie die Punkte in Sonderbelohnungen ein
Ihr Kind darf entscheiden, welche Sonderbelohnung es für seine erreichten Punkte eintauschen will. Es darf entweder eine geringere Punktzahl in eine kleinere Belohnung umtauschen oder aber auf eine größere „sparen“.
Wenn Ihr Kind die Belohnung erhalten hat, werden die dafür eingetauschten Punkte auf dem Plan abgehakt.
Denken Sie daran, dass Sie Ihrem Kind die Sonderbelohnung auf jeden Fall geben müssen, wenn es die Punkte dafür zusammen hat. Dies ist eine wichtige Abmachung in diesem Plan.
Quellenangabe:
Döpfner/Schürmann (2017): Wackelpeter & Trotzkopf. 5. Auflage. Weinheim: Beltz Verlag