Trauma und Traumabehandlung
Habe ich ein Trauma? - Muss ich erwarten, dass ich oder Menschen die mir nahe stehen nach Schicksalsschlägen, Unfällen, Gewalterfahrungen oder sexuellem Missbrauch eine posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) bekomme?
Solche Fragen stellen sich viele Betroffene. Dabei ist es wichtig zunächst zu verstehen, dass mit „Trauma“ (von griech.: Wunde, Verletzung) nicht ein belastendes Ereignis gemeint ist, sondern die Folgen von bedrohlichen Erfahrungen, die von uns nicht bewältigt und verarbeitet werden können. Die meisten Menschen haben in sich und in ihrem sozialen Umfeld ausreichend Unterstützung, um auch sehr belastende und schwierige Situationen bewältigen zu können, ohne dabei ein Trauma zu erleiden. Dies wird manchmal als Resilienz bezeichnet.
Manchmal haben wir jedoch nicht genügend Kraft oder Unterstützung, um bedrohliche und belastende Ereignisse gut in unser Leben zu integrieren. Diese noch nicht verheilten seelischen Wunden können sich dann in nachfolgenden Belastungen äußern, wie Schlafstörungen, Alpträume, Schreckhaftigkeit, Niedergeschlagenheit, Angst oder das plötzliche Wiedererinnern der traumatisierenden Situation und Unsicherheit, ob diese gerade erlebt wird oder wirklich „nur" eine Erinnerung ist.
Diese posttraumatischen Belastungsreaktionen sind allesamt normale Reaktionsweisen, auf nicht gewöhnliche und bedrohliche Ereignisse. Manchmal hilft der Vergleich mit unserem Körper: Wenn wir Stürzen, kann es sein, dass uns nichts weiter passiert, sondern, wir außer dem Schreck und der Freude, dass wir uns gar nicht schlimm weh getan haben und vielleicht einem Vorsatz, das nächste mal vorsichtiger zu sein, keine weiteren Folgen haben. Es kann aber auch sein, dass wir uns schlimm an den Händen oder dem ganzen Körper aufschürfen, wir einen Bruch oder eine Zerrung haben oder stark Bluten. Dann brauchen diese Verletzungen Zuwendung und gute Bedingungen, um zu heilen. Es bildet sich Schorf, wir humpeln noch eine Weile und schließlich sind die Wunden verheilt.
Wenn wir spüren, dass uns eine Situation belastet, uns nachgeht und wir selbst nicht damit zurecht kommen, dann ist es gut, sich Unterstützung zu suchen und gemeinsam für Bedingungen zu sorgen, die helfen, dass diese seelischen Verletzungen heilen können. Dies braucht neben einer positiven und fürsorglichen Zuwendung oft auch Zeit, wie wir das auch vom Heilen körperlicher Verletzungen kennen.
Das vertraute Gespräch mit Freunden und Verwandten, eine Beratungsstelle oder eine Psychotherapie können dabei helfen. Es ist gut, den Mut zu finden, traumatische Erlebnisse zu teilen und sie nicht als „dunkle Geheimnisse“ mit sich herumzutragen.
Unter guten Bedingungen kann jede Verletzung und jedes Trauma heilen, auch wenn bei sehr schweren Verletzungen manchmal Narben oder Einschränkungen bleiben, die uns aber nicht daran hindern müssen, dass wir unser Leben mutig und fröhlich weiterführen können.
Überlebende schwerster Belastungen, die die Erfahrungen gut integriert haben, beeindrucken uns oft in ihrer persönlichen Stärke und Menschlichkeit.
Text von: Matthias Schwab, www.psychotherpie-ansbach.org